Dokumentarfilm, 2008, 64min, DV und Super 8
Eine Freundin von mir, Yuri, ist eine in Japan geborene Koreanerin. Ihr Freund Osamu wohnt auf einer kleinen Insel im japanischen Mittelmeer. Als wir ihn auf einer Reise kennen gelernt haben, waren wir 24 Jahre alt, er war 72. Einers Tages sagte sie mir, dass sie heiraten wollen.
Der Film erzählt von ihrer Liebe und von der Zeit, in der Yuri nach Lösungen und Hoffnung für ihre Zukunft sucht.
Sie waren ein Mann und eine Frau, das wusste ich, aber ich wäre nicht drauf gekommen, als wir ihn kennen gelernt haben.
Meine Freundin Yuri hatte die Idee, auf der Insel SHIKOKU herumzutrampen. Wir sind auf dieser Reise vielen Menschen begegnet. Sie kamen und gingen, und ich dachte, dass er einfach einer von ihnen war. Wir sind zufällig auf der kleinen Insel gelandet, wo er wohnte, und er hat uns mitgenommen, als ob das schon vorbestimmt gewesen wäre. Während ich in seinem Auto die nette Tramperin spielte, fühlte er sich zu ihr hingezogen, und sie erkannte seine Einsamkeit. In diesem Sommer war Yuri 24 Jahre alt, er war 72.
„Du warst damals dabei, um über uns einen Film zu machen.“, sagte Yuri zu mir.
Zwei Jahre waren nach der Reise vergangen. Sie wollten heiraten.
Mieko Azuma konnte die Jury zweimal begeistern: zum einen als Kamerafrau von Susanne Questers „Dienstag und ein bisschen Mittwoch“, dem in seiner exotischen Alltäglichkeit verblüffenden Porträt einer koreanischen Schülerin, zum anderen als Autorin/Regisseurin ihres eigenen Films „Yuri – über das Lieben“. „Yuri“ ist ein wahrhaft poetischer und vollkommen unkitschiger Film. Wie sein Untertitel „…über das Lieben“ andeutet, geht es eher um die Beschreibung eines universelleren Prozesses als um das spektakuläre Element einer etwas irritierenden Beziehung zwischen einem älteren Mann und einer wesentlich jüngeren Frau. Mieko Azuma kennt die Grenzen der Darstellbarkeit und weiß, dass Kamera und Mikrofon nur eine sicht- bzw. hörbare Hülle abbilden können. Deshalb benutzt sie Bild und Ton nicht zur Behauptung von Wirklichkeit und Leben, sondern als Mittel zur stellvertretenden Vergegenwärtigung. Aus kleinen Details konstituiert sich so beiläufig Bild für Bild eine Ahnung dieser Liebe, als würde man deren Schwingungen in der Atmosphäre sehen können. Mieko Azuma vermag die Nähe zu den Protagonisten auszuhalten, ohne sie auszunutzen. Sie vermeidet Aufdringlichkeit durch Zurückhaltung in der Bildgestaltung in Form von dezentrierter Kadrierung, Dunkelheit, Profil statt en Face. Ihre Filmkamera-Arbeit für „Dienstag und ein bisschen Mittwoch“ zeigt eine andere Seite: stimmige, sorgfältig gewählte, „klassische“, oft symmetrische Bilder, die die klaren Strukturen des Schullebens unterstreichen. Der hohe Grad an Gestaltung macht die Anwesenheit einer Aufnahmeapparatur deutlich, trotzdem bleibt der Blick distanziert und unbestechlich, dabei ruhig und zurückhaltend. Ganz anders als in „Yuri“, in der die Videoästhetik ein passendes Äquivalent zum transitorischen Dasein des ungleichen Paares wird, betont hier die Filmkamera die Vorhersehbarkeit und die Starrheit eines fordernden Systems. Die Unterschiedlichkeit und Souveränität, die Eigenständigkeit und Originalität, mit der Mieko Azuma in den Sprachen des nicht-fiktionalen Films arbeitet, hat sie in den Augen der Jury für den Starter Filmpreis / Spezial – gestiftet von der Kinowelt Filmverleih GmbH – qualifiziert. Jurybegründung für den Starter-Filmpreis, 2008