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Interview mit der Regisseurin

Interview mit der Regisseurin

Der Titel Ihres Filmes, AUGUST, verweist auf den Jahrestag des Atombombenabwurfes am 6. August 1945. Wie kamen Sie darauf, darüber einen Film zu drehen?
Mieko Azuma: Vor fünf Jahren war ich das erste Mal in Hiroshima. Der Boden ist dort ungefähr einen Meter höher als vor der Bombenexplosion. Beim schnellen Wiederaufbau der Stadt wurden die Trümmer der Häuser, die verbrannten Bäume und Menschen planiert und vergraben. Als ich in Hiroshima stand war ich verwirrt, dass ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte, was damals hier geschehen ist. Dieses Gefühl nahm mich gefangen.

Im Film interagieren Schauspieler mit normalen Menschen. Warum war Ihnen das für den Film wichtig?
Innerhalb der dokumentarischen Erzählweise kreierte ich dadurch eine subjektive Perspektive einer Person, die von der unvorstellbaren Vergangenheit und persönlicher Erinnerung erzählt.

Sie beschäftigen sich mit Erinnerung- oder um genauer zu sein, mit dem Verblassen der Erinnerung- anhand der Recherche-Reise der Schriftstellerin Johanna. Was ist der Zusammenhang zwischen der organisierten und institutionalisierten Form des Erinnerns und der ganz intimen und privaten Suche nach vergessenen Kindheitserinnerungen?
Im Gegensatz zu der institutionalisierten Konservierung der Vergangenheit war es für mich wichtig, die menschliche Natur des Vergessens und Verdrängens von Erinnerungen zu zeigen. Die Konfrontation dieser beiden Erinnerungsformen soll beim Zuschauer Fragen über den eigenen Umgang mit Erinnerungen auslösen.

Welche Rolle spielt Sprache in dem Film?
Die Untertitel wurden sehr bewusst dazu eingesetzt zu zeigen, was Johanna tatsächlich versteht. So kann sich der Zuschauer besser in ihre Situation in einem fremden Land einfühlen. Darüber hinaus zeigt die verschlungene Art der Kommunikation mit verschiedenen Sprachen, wie schwierig es ist, die Vergangenheit allein mittels der Sprache zu vermitteln.

Die Interview-Szenen vermitteln in ihrer visuellen Auflösung einen starken Eindruck der Trennung zwischen Interviewten und Interviewern, als ob die Erzählungen nicht zu jemanden durchdringen könnten, der sie nicht selbst miterlebt hätte.
Natürlich ist es möglich, den Film verschiedentlich zu interpretieren, weil er sehr fragmentarisch erzählt und keinem logischen Muster dabei folgt. Im Kontrast zu den Zeitzeugenberichten von damals erscheint das heutige Leben in Hiroshima als ziemlich normal. Ich war erstaunt von der Tatsache, dass Menschen ihre Erinnerungen unterdrücken mussten und müssen, um ihr Leben leben zu können. Parallel zur Geschichte von Johanna war es für mich wichtig, auch das aktuelle Hiroshima zu zeigen.

Wie haben Sie die im Film interviewten Menschen gefunden?
Das junge Mädchen, deren Großmutter gerade verstorben war, traf ich, als ich im Jahr 2007 zur ersten Recherchenreise in Hiroshima war. In einer Anti-Atomwaffenausstellung war sie die einzig Junge zwischen alten Leuten. Damals hatte sie blond gefärbte Haare und ein ledernes Halsband mit einem silbernen Stachel. Mich interessierte das Mädchen und ich sprach sie an. Die alte Dame habe ich über das Hiroshima Peace Memorial Museum kennengelernt. Das Museum hat für mich eine passende Frau von den erfahrenen Erzählern, die bei dem Museum registriert sind, ausgesucht. Ich wollte vom Konzept des Films her so jemanden vermittelt bekommen, um die heutige gut institutionalisierte und systematisierte Erinnerungskultur in dem Film anzudeuten.



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